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Sexualität in Waghäuseler Kindergärten

AfD-Gemeinderatsmitglieder in Waghäusel fragen nach

Die AfD-Stadträte Gerd Gleixner und Ruth Rickersfeld haben bei der Stadtverwaltung Waghäusel eine Anfrage eingereicht. Sie möchten wissen, ob in den Kindergärten in Waghäusel sexuelle Früherziehung praktiziert wird und wenn ja, in welcher Form.

„Es ist mehr als beunruhigend, wenn in Fachtexten für Erzieherinnen die Kinder sexualisiert werden. Die Empfehlungen gehen hin bis zur Einrichtung von Kuschelecken für nackte Doktorspiele für Vierjährige.“  Ruth Rickersfeld.

Im Internet finden sich jede Menge Fachtexte und Handreichungen, die den Kindern von der Geburt an ein elementares sexuelles Grundbedürfnis zusprechen. Dieses hätte in jedem Entwicklungsjahr seine Ausprägungen bis hin zu Doktorspielen im vierten Lebensjahr, die sie möglichst nackt unter Aufsicht in Kuschelecken ausleben sollten. Hinzu kommt noch die anmaßende Belehrung der Eltern als primär Erziehungsberechtigte. Sie müssten über das Thema kindliche Sexualität aufgeklärt werden.

Die AfD-Gemeinderatsmitglieder in Waghäusel halten die Sexualisierung der kleinen Kinder nicht für so harmlos und sie gehört nicht in die Kindergärten. Die Entscheidung, ob und wann die Kinder sich mit Sexualität auseinandersetzen und altersgerecht aufgeklärt werden sollen, liegt bei den primär Erziehungsberechtigten, also den Eltern.

„Wenn dieses Konzept nicht funktioniert, was bei den vielen unterschiedlich sozialisierten Kindern der verschiedenen Kulturen und Sprachen sehr wahrscheinlich ist, können die Kinder traumatisiert werden. Davor müssen sie geschützt werden.“ Gerd Gleixner

Die Aufgabe von Kindergärten ist, den Kindern das soziale tägliche Miteinander wie Respekt, Anstand und die Anerkennung des Anderen als gleichberechtigt beizubringen, auch die motorische und künstlerische Fähigkeit zu entwickeln. Zunehmend geht es auch um die Einbindung verschiedener Kulturen und die Erlernung der deutschen Sprache. Und damit sind die sowieso schon zu wenigen Erzieherinnen wohl vollauf beschäftigt.

Unsere Anfrage vom 10.09.2023 im Detail

Die Verwaltung wird um Auskunft gebeten:

1. Findet in städtischen Kindergärten und/oder in Kindergärten anderer Träger in unserer Stadt kindliche Sexualität als Thema in der Frühpädagogik in irgendeiner Form statt?

2. Wenn ja, in welcher Form und auf welcher rechtlichen beziehungsweise pädagogischen Grundlage erfolgt dies?

3. Welchen Nutzen soll das für die betroffenen Kinder haben?

4. Welche Möglichkeit haben die Eltern, damit ihre Kinder von derartigem Vorgehen verschont bleiben und die Eltern als primär Erziehungsberechtigte die Entscheidungshoheit haben, wann und in welcher Form ihre Kinder die ersten sexuellen Erfahrungen machen?

5. Wenn nein, gibt es Überlegungen der Stadt, Frühsexualisierung in den Kindergärten auf städtischem Gebiet einzuführen?

6. Wie steht die Stadtverwaltung dazu, die Kindergartenkinder vor seelischen Schäden durch sexuelle Praktiken (Stichwort Doktorspiele) und Verwirrung durch die Behandlung der Genderthematik (Stichwort LGBTQ mit all seinen immer schlimmer werdenden Unterformen), die die kleinen Kinder noch gar nicht fassen können, zu schützen?

7. Welchen Einfluss hat die Stadtverwaltung auf das pädagogische Konzept/Vorgehen in den Kindergärten der anderen Träger?

Begründung:

Im Internet finden sich immer mehr Schriften für Erzieherinnen in den Kindergärten und für Lehrer an den Schulen, die die Sexualität der Kinder als wichtiges Thema sehen, dass in diesen Einrichtungen behandelt werden müsse.

So als Beispiel die Abhandlung „Kindliche Sexualität als Thema in der Frühpädagogik“ 1. Der Autor ist Stefan Hierholzer, Professor unter anderem an der Diploma Hochschule. Er ist in den Bereichen Sozialpädagogik, Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik (Schwerpunkt: Queer- Gender, Diversity und andere Themen).

Schon der erste Satz in der Einleitung besagt: „Sexualität ist ein menschliches Grundbedürfnis von der Zeugung bis zum Tode.“, was er auf die Entdeckung Siegmund Freuds zurückführt. Weiter wird in diesem, und in anderen derartigen als Handreichung für Erzieherinnen und Lehrer gedachten Texten, jedem Entwicklungsjahr eine Entwicklungsstufe der Sexualität zugeordnet, die doch bitte in den entsprechenden Einrichtungen behandelt werden sollte.

Das geht bis hin zu Doktorspielen und der Einrichtung von Kuschelecken (separate Räume) in denen sich die Kinder ausziehen und gegenseitig erkunden können. Unter Punkt 5. des Hierholzer-Textes „Der (pädagogische) Raum als Sexualerziehungsmoment“ heißt es: „Da in unserer Kultur Sexualität – zumindest das was als genitaler Akt vollzogen wird – häufig mit Intimität konnotiert ist, stellt sich die Frage, wie Kindern die Möglichkeit eröffnet werden kann, sich selbst und das Gegenüber kennen zu lernen. Sielert verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass das körperliche Erkunden auch als „sexuelle Bildung“ gedeutet werden kann und daher der Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtung zentralen Stellenwert auch in Bezug auf sexualpädagogische Angebote hat (vgl. Sielert, 2008). In diesem Zusammenhang lohnt es sich auch, in der Kita eine Kuschelecke zu installieren.“

Unter 5.1 „Kooperation mit den Eltern“ wird sich angemaßt, dass man die Sorgeberechtigten über das Thema kindliche Sexualität aufklären müsse. Verharmlosend heißt es weiter, es müsse deutlich gemacht werden, dass es ein Thema unter vielen sei und auch in den Bildungsplänen der Länder enthalten sei.

Ist es wirklich so harmlos, wenn schon die kleinen Kinder „sexualisiert“ werden? Wenn bewusst Hemmungen und Scham abgebaut werden und das mehr oder weniger öffentliche und beaufsichtigte „Befummeln“ gelebt wird? Es wird zwar von Gleichberechtigung unter den Beteiligten Kindern gesprochen, Nein heiße Nein und es dürfe nichts in die Körperöffnungen gesteckt werden (was dann wohl erst zum Ausprobieren anspornt), aber funktioniert das auch wirklich? Besonders heutzutage, in den Einrichtungen, in denen die verschiedensten Kulturen mit ganz anderen Prägungen und Sprachen vertreten sind, ist davon auszugehen, dass dieses Konzept nicht funktioniert. Und dann besteht die reale Gefahr, dass die betroffenen Kinder traumatisiert werden, was zu lebenslangen Folgen führen kann.

Außerdem halten wir es für eine Aufgabe der primär Erziehungsberechtigten, also in der Regel der Eltern, zu entscheiden, wann und wie sie das Thema Sexualität mit ihren Kindern behandeln.

Sexualität gehört in den Privatbereich und nicht, wie immer mehr Bereiche unseres Daseins, durch den Staat und seine Einrichtungen gesteuert und reglementiert.

Die Aufgabe von Kindergärten ist, den Kindern das soziale tägliche Miteinander wie Respekt, Anstand und die Anerkennung des Anderen als gleichberechtigt beizubringen, auch die motorische und künstlerische Fähigkeit zu entwickeln. Zunehmend geht es auch um die Einbindung verschiedener Kulturen und die Erlernung der deutschen Sprache. Und damit sind die sowieso schon zu wenigen Erzieherinnen wohl vollauf beschäftigt.

Daher möchten wir wissen, ob in den in Waghäusel befindlichen Kindergärten kindliche Sexualität in der Frühpädagogik in irgendeiner Form behandelt wird.

Gerd Gleixner – Stadtrat
Ruth Rickersfeld – Stadträtin

Antwort der Verwaltung vom 17.10.2023

Sehr geehrte Frau Rickersfeld,

sehr geehrter Herr Gleixner,

bitte entschuldigen Sie zunächst die späte Antwort auf Ihre o.g. Anfrage. Wie bereits in der Sitzung des Gemeinderats am 25.09.2023 rückgemeldet, stand noch eine Stellungnahme der weiteren Kindergartenträger aus und krankheitsbedingt hat sich innerhalb der Verwaltung die Bearbeitung weiter verzögert, so dass ich Ihnen leider erst heute umfassend antworten kann.

Wie ebenfalls in der o.g. Sitzung bereits als Quintessenz festgehalten, spielen die von Ihnen im Internet recherchierten und als Beispiele zitierten pädagogischen Abhandlungen und Ansätze zur kindlichen Sexualität in den städtischen Kindertageseinrichtungen keinerlei Rolle. Ebenso wenig ist das bei den übrigen Trägern der Fall!

Nachfolgend erhalten Sie nun die zusammenfassende und unter den Träger abgestimmte Stellungnahme auf Ihre Fragen:

In den KiTas im Stadtgebiet Waghäusel ist kindliche Sexualität kein Thema der Frühpädagogik, das aktiv und explizit von den Fachkräften an die Kinder herangetragen wird.

Im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten
.(https://kindergaerten.kultus-bw.de/Orlentierungsplan) wird das Thema „Bildungs- und Entwicklungsfeld: Körper“ aufgegriffen. Hierbei geht es um die Entwicklung eines positiven Körpergefühls, Gesundheitsbewusstsein, richtige Ernährung und viel Bewegung. In Teil B des Orientierungsplans unter Ziffer 3.1 heißt es hierzu: ,,In keinem Lebensabschnitt spielt Bewegung eine so große Rolle wie in der Kindheit und zu keiner Zeit sind körperlich – sinnliche Erfahrungen so wichtig. Bewegung, ausgewogene Ernährung und ein positives Selbst – und Körperkonzept sind Motoren für die gesamte körperliche, soziale, psychische und kognitive Entwicklung eines Kindes“).

Zum Thema Sexualität ist in diesem Bildungsplan a.a.O. konkret Folgendes benannt: ,,[Kinder] entdecken ihre Sexualität und die Geschlechterunterschiede und erleben Behutsamkeit, Respekt und Gleichwertigkeit im sozialen Miteinander von Jungen und Mädchen.“

Der Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) fordert deshalb ein sexualpädagogisches Konzept ein, um den Betrieb einer Kindertageseinrichtung zu bewilligen Dieses soll den pädagogischen Fachkräfte Orientierung und Handlungssicherheit für den Arbeitsalltag mit Kindern geben. Ausgehend davon können auch die Kinder Sicherheit im Umgang mit ihrer kindlichen Sexualität entwickeln. Kinder werden so nicht nur präventiv gegen sexuelle Übergriffe untereinander geschützt, sondern auch gegenüber sexuellerGewalt durch Erwachsene gestärkt“ (s. https://www.kvjs.de/).

Sexuelle Neugier gehört zur Entwicklung eines Kindes. Schöne Gefühle und körperliche Neugier haben jedoch eine vollkommen andere Qualität als bei Erwachsenen. Es entspricht der normalen Entwicklung eines Kindes, wenn es seinen Körper erkundet. Daher gibt es in den Gruppen manchmal Situationen, in welchen sich Kinder beim Spielen anfassen oder anderen ihr Geschlechtsteil zeigen. Werden solche Vorgänge beobachtet oder von den Kindern selbst thematisiert, gehen die Erziehenden regelmäßig auf die beteiligten Kinder zu und auf deren Belange und Fragen ein. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn Kinder (von ganz alleine) feststellen, dass Mädchen und Jungen körperliche Unterschiede aufweisen.
So werden – zum Schutz der Kinder – beispielsweise mit den Kindern auch Regeln aufgestellt für Erkundungsaktivitäten (im Volksmund „Doktorspiele“ genannt).
Kinder werden aber keinesfalls dazu ermuntert oder aufgefordert, sondern kindgerecht darauf hingewiesen, welche Grenzen hierbei gelten, wie sie respektvoll mit ihrem eigenen Körper und dem anderer umgehen.

Selbstverständlich werden die Eltern beim Abholen ihrer Kinder jeweils direkt über entsprechende Situationen aufgeklärt, aber nicht, um sie zu verunsichern oder die Kinder zu tadeln.
Vielmehr steht regelmäßig die Information an die Eltern im Vordergrund, dass sich ihr Kind gerade besonders für seinen Körper interessiert. Eltern als Erziehungsberechtigte haben dadurch jederzeit die Möglichkeit, zu bestimmen , ob und wie mit ihrem Kind weiter darüber gesprochen wird.

Alarmierend für die Fachkräfte wäre es allerdings, wenn ein Kind ein anderes überredet oder gegen seinen Willen zwingt, mitzumachen. Hier schreitet die Fachkraft konsequent ein und es wird mit den Eltern umgehend ein Gespräch geführt.

In Absprache mit den Einrichtungsleitungen empfehlen wir Ihnen zur weiteren Information die Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). ,,Liebevoll begleiten – Körperwahrnehmung und körperliche Neugier kleiner Kinder „
Die Broschüre steht als kostenloser Download unter https :/shop.bzga.de/liebevoll-begleiten- 13660500/ zur Verfügung.

Kinder lernen übrigens in den KiTas auch in Bezug auf weitere Situationen und Lebensbereiche ihre Rechte kennen und erfahren, dass sie auch NEIN sagen dürfen. In allen Einrichtungen im Stadtgebiet wird großer Wert auf die Mitbestimmung und Selbstbestimmung der Kinder im Alltag durch Partizipation gelegt. Für alle Vorschulkinder bietet die Stadt jährlich ein SeSiSta Training an. Alle städtischen KiTas sind Kinderschutzräume.

Sollten Sie noch weitere Fragen zu den Themen Sexualität in den haben stehen Ihnen die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung sowie auch der Einrichtungen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Deuschle
Oberbürgermeister

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